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Eiswürfel & Wassermelone – die kühlende Tranceinduktion für den heißesten Tag des Jahres!

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Agnes Kaiser Rekkas hat uns am voraussichtlich heißesten Tag dieses extremen Sommers heute eine Tranceanleitung zugeschickt, die wir gern an dieser Stelle als Erfrischung veröffentlichen. Übrigens: Mehr als 400 weitere Tranceanleitungen und Übungen stellt die international bekannte Hypnotherapeutin in dem von ihr herausgegebenen und soeben erschienenen Werk „Hypnose und Hypnotherapie – Manual für Praxis, Fortbildung und Lehre“ vor.

  • Indikation: Hitzegefühl an sehr heißem Sommertag. 
  • Ziel: Abkühlung. Erfrischung. Regulation der Körpertemperatur
  • Methode: Visualisation, Halluzination, positive Suggestionen

Es ist ein richtig heißer Sommertag ... die Sonne knallt vom blauen Himmel ... die Luft steht ... die trockene Erde zeigt Risse ... es ist einfach zu heiß.
(Alternativ: In Ihnen herrscht Hochsommer, die Hormone schlagen Kapriolen. Fliegende Hitze.)
Sooo heiß ... zu heiß!
Sie fühlen sich erhitzt. Sie sind heißgelaufen … die Wangen gerötet … Schweißperlen kullern die Schläfen hinunter …
Sie haben das Gefühl, Sie kochen und dampfen wie ein Bügeleisen aus allen Löchern ... und Sie sehnen sich nur noch nach Einem ... Linderung, Abkühlung, Erfrischung ... Durchatmen ...

Und was ist einfacher und effektiver als Ihre brillante Vorstellungskraft und phänomenale mentale Stärke zu nutzen, um in eine wunderbare Fantasiewelt von Eiskristallen und Eiswürfeln ... gekühlter Wassermelone mit Limette und Minze hinabzusteigen und sich dort abzukühlen?

So, wenn Sie nun die Augen schließen ... und drei tiefe Atemzüge machen, tauchen Sie ab … tauchen Sie ein in Ihre Erfrischungswelt ...

Drei tiefe Atemzüge ... sehr gut ...
Und schon wird wie von Zauberhand eine Kristallschale hereingereicht …
Eine wunderbare Schale aus Kristallglas ...
In dieser Kristallschale türmen sich herrlich glasklare Eiswürfel ...
und liegt eine feine silberne Eiszange, mit der Sie die Eiswürfel greifen können.
So nehmen Sie sich einen Eiswürfel ... betrachten sein Glitzern und Spiegeln ... und verspüren schon ... seine coole Ausstrahlung ... und bekommen eine Ahnung von Gletscherlust ... und der Besänftigung einer kühlen Vollmondnacht ...

Führen Sie nun den Eiswürfel zu Ihrer Stirn hin und … streichen mit ihm von der einen Seite zur anderen Seite kühlend über Ihre Stirne ...
Die Hitze mindernd ... die Wärme lindernd ... fahren Sie hin und wieder zurück ... vielleicht in einem kleinen Oval ... ein paar Mal ...
... bis sich das hitzige Rot austauscht in warmes Orange ... das warme Orange in mildes Gelb ... das milde Gelb in sanftes Türkis ... das sanfte Türkis in zartes Hellblau ... und die Stirne sich erfrischt ...

Nachdem die Stirne sich schön abgekühlt hat, kühlt sich nun die rechte Wange ... denn … Sie malen mit dem Eiswürfel einen munteren Kreis auf die rechte Wange und spüren ganz deutlich, wo Sie den Eiswürfel ansetzen und wie Sie den Kreis malen ... im Uhrzeigersinn oder andersrum ... oder so und so ...
Und der Kreis bringt frische Kühle ...

Die rechte Wange genießt die kreisrunde frische Kühle ... und sogleich strömt es kühl und erfrischend in die rechte Wange herein … und erfrischend und belebend … und schon fühlen Sie sich besser, die Stirne kühl, die rechte Wange erfrischt.
Und nun wandern Sie zur linken Wange. Und auf der linken Wange malen Sie mit dem Eiswürfel ein Herz ... ein schön kühlendes Herz ... und sogleich strömt es kühl und erfrischend in die linke Wange herein … die Kehle hinunter, den Hals hinunter, in die Brust hinein … und tatsächlich zu Ihrem Herzen hinunter …

Und das Herz pumpt frisch gekühltes Blut durch Ihre Adern …
Das Herz bringt frische Kühle ... und von dem kühlenden Kreis der rechten Wange fließt es kreisförmig hinunter, Kehle, Hals, Brustraum, Bauchraum. Kühlend, erfrischend.

Jetzt malen Sie einen munteren, eisgekühlten, hellblauen Eiswürfelpunkt auf ihre Nasenspitze.
Wie spürt die Nase das? So wie die Stirne das gespürt hat? Oder die rechte Wange? Die linke Wange? Das Herz? Der Brustraum? Der Bauchraum?
Die Nasenspitze? Sie merken: Der Eiswürfelpunkt bringt muntere Kühle ...
Auf das Kinn aber malen Sie jetzt mit dem Eiswürfel ein kleines Quadrat.
Das Quadrat bringt frische Kühle ...
Jetzt schlendern Sie zum Nacken hin, unter den Haaransatz. Und da malen Sie ein Dreieck mit der Basis oben. Sie fahren am Haaransatz entlang und gehen dann nach unten, indem Sie einen spitzen langen Winkel zur Wirbelsäule hinunter malen. Und Kühle fließt, fließt tief in Sie herein, durchströmt Sie erfrischend und lindernd.
Das Dreieck bringt frische Kühle ...

An einem heißen Sommertag kann man sich so herrlich an einem Brunnen erfrischen … man hält die Hände hinein … und lässt das kühlende Wasser an der Innenseite der Unterarme entlangfließen … Wie frisch das macht!
Sie tauchen ein in Wohlbefinden und spüren, wie die Hitze Ihres Körpers wie durch ein Ventil bei jedem Ausatmen hinausströmt ... kontinuierlich, unablässig, zuverlässig ... mit jedem Ausatmen mehr ... hinaus ...

Fehlt nur noch die innere Kühlstation. Wie?
Durch die perfekte Abkühlfrucht, die tief von innen kühlt:
Ja, die Wassermelone …
... fein püriert …
... mit Limette gelb garniert ...
… und grüner Minze dekoriert …
… mit Rosenwasser parfümiert …
… und auf zerstoss’nem Eis serviert.

Kosten Sie doch davon und verbleiben Sie so lange in Ihrem Erfrischungswohlfühltraum, wie es Ihnen gefällt … verbrauchen vielleicht noch den einen oder anderen Eiswürfel, lutschen dran … oder schmecken freche rote Wassermelone und frische grüne Minze … alles, was Ihnen guttut .. und Sie erfrischt ...
... erholsam, leicht, frei ...
Und wie unter einem wunderbaren Walnussbaum – der diese Wärme und Sonne braucht, um seine Nüsse reifen zu lassen – auf einer Liege im Schatten ruhend … fühlen Sie sich wohler und wohler … umfächelt von frischem Wind … wohltuend und einfach schön …
Genießen Sie das so lange, wie’s ihnen guttut und Sie das für sich brauchen, um dann wieder zurückzukehren ... abgekühlt und ermuntert … erfrischt und vital.

Carl-Auer-Literaturtipp: 
Agnes Kaiser Rekkas (Hrsg.): „Hypnose und Hypnotherapie – Manual für Praxis, Fortbildung und Lehre“
Agnes Kaiser Rekkas: „Vollmond am Strand – Hypnotische Sprache in 70 Tranceanleitungen“



Das passende Buch zum Internationalen Katzentag?

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Der 08. August 2018 steht ganz im Zeichen der Samtpfoten, es ist der internationale Katzentag. Ins Leben gerufen vom International Fund for Animal Welfare, mahnt er artgerechte Tierhaltung und die Bekämpfung von Vernachlässigung und Misshandlung von Katzen an. Hierzulande werden an diesem Tag die Stubentiger meist mit leckerem Futter verwöhnt.

Ein besonderes Menü erwartet einen Kater namens Mister Maxwell in  „Mister Maxwells Maus“ von Frank Asch und Illustrator Devin Asch. Mister Maxwell leistet sich im Restaurant „Pfote und Kralle“ zur Feier des Tages eine Maus. In vollendeter Höflichkeit entwickeln der Kater, distinguierter Erfolgs-­ und Siegertyp, und die clevere, findige Maus einen Wett­streit mit einem Hauch von gruseligem Schauder, dem Kin­der oft sehr viel mehr abgewinnen können als Erwachsene. Hübsch angerichtet zwischen Petersilie und Beilage auf Mister Maxwells Teller, nicht gerade eine Pole-Position (!), setzt die Maus alles daran, um mit Witz und gespielter Coolness ihrem Schicksal als Leckerbissen zu entgehen. Das geht eine Weile hin und her, steht mitunter höchst bedrohlich auf der Kippe und bleibt bis zum Schluss spannend.

Das aberwitzige und hintersinnige Katz- und Mausspiel wurde zurecht vom ForeWod Magazin mit der Goldmedaille des „Book of the Year Award“ ausgezeichnet.

Carl-Auer-Literaturtipp:
Frank Asch, Devin Asch (Ill.): „Mister Maxwells Maus“

„Ein Ariadne-Faden im Labyrinth des Minotaurus“

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Eine Kebsdiagnose ist nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren Angehörige ein Schock. In ihrer Folge entstehen viele Fragen: Welche Behandlung gibt es? Schul- oder Alternativmedizin? Werde ich wieder gesund, und vor allem: wie?

Lutz Wesel, Arzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapeut und Psychoonkologe, hat vor einigen Jahren selbst eine schwere Krebserkrankung überstanden. In seinem Buch „Krebs – vom Diagnoseschock zum besonnenen Handeln“  fasst er übersichtlich und gut verständlich zusammen, was man als Patient oder Angehöriger wissen muss, um gute und sichere Entscheidungen treffen und besonnen die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können.

„Die grosse Erfahrung des Autors wird auf jeder Buchseite deutlich. Als Arzt begleitet er seit vielen Jahren Krebspatienten. Aus familiären wie persönlichen Gründen beschäftigte er sich schon früh mit dem Thema. Der Lesende spürt das. Denn das Buch nimmt ihn an der Hand als wäre es ein Ariadne-Faden im Labyrinth des Minotaurus, vermittelt Ruhe und Orientierung,“  schreibt Susanne Schimmer in  momentum  (3/2018), Zeitschrift der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr. Die ganze Buchbesprechung finden Sie am Ende dieser Seite.

Im September erscheint ein neuer Krebsratgeber beim Carl-Auer Verlag: In ihrem „Reiseführer für eine ungeplante Reise“ zeigt  Marijana Brdar Betroffenen, wie sie ihr Körperwissen als Ressource nutzen und als Teil der Beziehungsgestaltung einsetzen können.

Carl-Auer-Literaturtipps:

Lutz Wesel: „Krebs – vom Diagnoseschock zum besonnenen Handeln. Hilfe für Erkrankte und ihre Angehörigen
Marijana Brdar: „Reiseführer für eine ungeplante Reise – Diagnose Krebs“

Das große Hypnose-Manual – „…in jeder Hinsicht gewichtig“

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Seit Mitte Juli ist das große Hypnose-Manual, herausgegeben von Agnes Kaiser Rekkas, auf dem Markt. Die Nachfrage nach dem mehr als tausendseitigen Werk hält unvermindert an und zeigt, dass der Bedarf nach einer solch umfangreichen, fundierten und praxisorientierten Gesamtdarstellung hoch ist und war.

Das bestätigt auch die erste Käuferstimme auf amazon.de. Peter Stimpfle vergab fünf Sterne und schrieb: 
„Die Liste der Co-Autoren liest sich wie ein Who-is-who der Hypnotherapie (Deutsche Gesellschaft für Hypnose DGH, sowie M.E.G.), man findet Beiträge von Rainer Arendt, Walter Bongartz, Tobias Conrad, Hansjörg Eben, Ernil Hansen, Mathias Mende, Irina Schlicht, Gunther Schmidt, Claudia Weinspach, Charlotte Wirl, Karl-Josef Sittich, ... um nur einige wenige herauszugreifen. Das umfassende Nachschlagewerk ist geeignet für Psychotherapeuten, Psychologen, Ärzte, Zahnärzte, Heilpraktiker, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Dozenten, Teilnehmer von Weiterbildungen, Mental- und Sporttrainer, Coaches, Pädagogen, Sozialpädagogen, ... also für einen breiten Kreis an Experten. Es beinhaltet sage und schreibe fast 400 Tranceanleitungen (wer da nichts passendes findet ...). Vor allem der Bezug zur Praxis macht dieses Werk so wertvoll!“ 

Vielen Dank auch im Namen der Herausgeberin! Die ganze Rezension lesen Sie hier.

Carl-Auer-Literaturtipp:
Agnes Kaiser Rekkas: 
 „Hypnose und Hypnotherapie – Manual für Praxis, Fortbildung und Lehre“

Lesermeinung zu „Linda zähmt den Tiger“

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„Tobsuchtanfälle, Wutausbrüche und Aggressionsschübe stellen massive pädagogische Herausforderungen dar und belasten oftmals den Familienalltag nachhaltig.

Da ist es gut, ins Gespräch zu kommen und nach Möglichkeiten für einen guten Umgang zu sorgen. 
 „Linda zähmt den Tiger“ von Ben Furman und Mathias Weber (Ill.) aus der Kinder-Serie des Carl-Auer Verlages erzählt die Geschichte von der leicht wütend werdenden Linda, der es schwer fällt, ihre Wut gut in den Griff zu bekommen. Als sie erfährt, dass es ihrer Mutter mit der Wut ähnlich ergangen ist, gewinnt die drei Generationen einbeziehende Geschichte an Dynamik.
Und so findet sie heraus, was ihr tatsächlich helfen kann.

Die Geschichte weckt Optimismus und strahlt auch von den farbigen Bildern her Aufbruchstimmung aus; denn es wird ein frühsommerliche Atmosphäre erzeugt, die vom Gestalten und vom Wachstum ausgeht. Zugleich wird die Hauptprotagonistin Linda als aktive Person dargestellt, die sich ihrem Problem stellt und es aktiv angeht.

Auch das Nachwort, bzw. die Hinweise für Eltern und Erziehende sind sehr hilfreich, da es viele bedeutsame Faktoren rund um das Thema aus psychologischer und systemischer Sicht heraus erläutert.

Ein kluges, hilfreiches Buch, das sehr zu empfehlen ist!“ 
(Detelf Rüsch, amazon.de)

Carl-Auer-Literaturtipps: 
Ben Furman, Mathias Weber (Ill.): 
„Linda zähmt den Tiger“
Ben Furman, Mathias Weber (Ill.): „Antons Albtraum“
Ben Furman, Mathias Weber (Ill.): „Meine zwei Zuhause“
Ben Furman: „Ich schaffs! – Spielerisch und praktisch Lösungen mit Kindern finden. Das 15-Schritte-Programm für Eltern, Erzieher und Therapeuten“

Schlafmangel verursacht sozialen Rückzug und Vereinsamung

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Wer unter Schlaflosigkeit leidet, reagiert schnell gereizt und neigt dazu, andere Menschen auf Abstand zu halten. Forscher der Universität von Kalifornien in Berkeley haben im Fachmagazin Nature Communications beschrieben, wie eigenes Rückzugsverhalten in der Folge Abgrenzungstendenzen des Gegenübers verstärkt. Wenn ein Individuum als einsam empfunden wird, werden sich andere häufig von der Interaktion mit ihm lösen, was zu einem komplizierten Zyklus sozialer Isolation führt. Einsamkeit, so die Wissenschaftler, hat eine selbstverstärkende Eigenschaft.

Die Forscher haben 18 junge Erwachsene getestet und bei Hirnuntersuchungen beobachten können, dass Menschen mit Schlafmangel bei Annäherung eines Fremden viel früher eine Gefahr wittern,  als Menschen mit ausreichend viel Schlaf. Im zweiten Teil des Tests wurden die Testpersonen von mehr als tausend anderen Menschen bewertet. Wer nicht geschlafen hatte, wurde durchgehend als einsamer und weniger anziehend eingestuft. Die Beobachter wiederum, die eigentlich keine (Schlaf-)probleme hatten, fühlten sich auch selbst einsam, nachdem sie eine Minute lang einer einsamen Person zugeschaut hatten.

Die gute Nachricht: Schon eine Nacht mit sieben bis neun Stunden Schlaf macht Menschen wieder selbstbewusst und attraktiv für andere.

Carl-Auer-Lektüretipps gegen Schlafstörungen:
Heinz-Wilhelm Gößling: „Besser schlafen mit Selbsthypnose – Das Fünf-Wochen-Programm für Aufgeweckte“
Gudrun Klein, Michael Bohne: „Bitte schlafen! – Klopfen als Selbsthilfe bei Schlafstörungen“

Autorengespräch mit Silvia Zanotta über „Wieder ganz werden“

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In Kürze erscheint das neue Buch von Silvia Zanotta „Wieder ganz werden – Traumaheilung mit Ego-State-Therapie und Körperwissen". Darin bezeichnet sie ein Trauma als eine „unvollendete Verteidigungsreaktion‟. Wenn im Film eine Bewegung abrupt in ein Standbild übergeht, spricht man von einem Freeze Frame. Wir wollten wissen, ob die Autorin diese Assoziation im Trauma-Kontext für hilfreich hält.

Silvia Zanotta: Betrachtet man eine traumatische Erfahrung aus der Perspektive des menschlichen Organismus, so wirken multiple Stimuli so schnell und komplex auf den Körper ein, dass dieser nicht adäquat darauf reagieren kann, zum Beispiel bei einem Unfall dem Aufprall auszuweichen oder bei einem Sturz sich aufzufangen. Ein Kleinkind kann aufgrund von hohem Fieber einen solch dramatischen Kontrollverlust erleben, dass es Todesängste aussteht. Der Körper kann also die ihm zur Verfügung stehenden Verteidigungsstrategien – wie Fliehen, Ausweichen oder Kämpfen, Sich-Wehren, Sich-Schützen – nicht ausführen. Die enorme Energie, die aber blitzschnell für diese aktiven Verteidigungsreaktionen bereit gestellt worden ist, wird jetzt für die letztmögliche Defensivreaktion mobilisiert, es kommt zum Freeze, zum Erstarren, d.h. zu Konstriktionen, Verkrampfungen und/oder zu einem Taub-Werden gegenüber Empfindungen und Gefühlen. So schützt sich unser Organismus vor Angst und Schmerz. Dieses Einfrieren kann durchaus mit dem von Ihnen erwähnten Freeze Frame verglichen werden. Wichtig dabei ist jedoch, dass für dieses Erstarren wiederum enorm viel Energie aufgebracht werden muss. Gelingt es im therapeutischen Setting, diese „feststeckende“ Energie wieder zum Fließen zu bringen und in aktive Verteidigung und Selbstbehauptung zu transformieren, so dass der Organismus das nachholen kann, was in der traumatischen Situation nicht möglich war, können Verkrampfungen gelöst und die Verbindung zum Körper wieder hergestellt werden. 

Frage: Traumatisierte Klienten haben besondere Schwierigkeiten mit der Beziehungsgestaltung. Das gilt umso mehr für störungsanfällige Therapeut-Klient-Beziehungen, in die traumatisierte Klienten ihr erprobtes Schutzverhalten, zum Beispiel Misstrauen oder Rückzugsreaktionen, mitbringen. Wie muss ein therapeutisches Setting aussehen, damit ein traumatisierter Klient Vertrauen fassen kann? 

Silvia Zanotta: Es ist wichtig, dass der traumatisierte Klient den therapeutischen Raum als sicher erlebt und in die therapeutische Beziehung zunehmend Vertrauen fassen kann. Klare Abmachungen, ein strukturiertes Setting, Transparenz und definierte Grenzen bilden den sicherheitsspendenden Rahmen dazu. Der Therapeut muss vor allem bei komplex oder frühkindlich traumatisierten Klienten am Anfang der Therapie mitunter um diese Sicherheit ringen, indem er Hoffnung auf Veränderung und Erleichterung vermittelt, den Klienten in kleinen Schritten durch Ko-Regulation zur autonomen Selbstregulation heranführt, durch Beibringen von Selbstberuhigungstechniken, durch Unterstützung im Herstellen äußerer Sicherheit und durch in die Gegenwart-Holen der im Trauma verharrenden Ego-States. Dabei ist es wichtig, dass der Klient stets die Kontrolle über den Therapieverlauf behält (Psychodukation über Trauma und die damit zusammenhängenden psychophysiologischen Prozesse, im Rhythmus des Klienten Bleiben, d.h. ihn behutsam an die nächsten Schritte heranführen, aber selber bestimmen lassen, wann er so weit ist etc.). Die Ego-State-Therapie bietet zudem die Möglichkeit, destruktiv agierende Anteile, welche die therapeutische Beziehung oder den Prozess stören, als wichtige Energien zu nutzen, „ins Boot zu holen“, so dass sie oft zu wichtigen Ressourcen werden. Das setzt voraus, dass der Therapeut eigene blockierende oder vermeidende Ego-States aus der Selbsterfahrung kennt und über Trauma und die damit zusammenhängenden psychischen und physischen Prozesse gut Bescheid weiss, so dass er z.B. eine abweisende Haltung des Klienten richtig interpretieren und adäquat darauf reagieren kann. 

Frage: Kommen wir kurz zurück zum Freeze Frame. Im Kino muss der Projektor in Bewegung gesetzt werden, kinetische Energie muss fließen, damit der Film weiterlaufen kann. „In Bewegung setzen“ ist auch ein zentrales Anliegen Ihres therapeutischen Ansatzes und letztlich wichtiger, als die Traumainhalte in Erinnerung zu bringen. Warum betrachten Sie Bewegung als Schüssel zur Überwindung von Traumata? 

Silvia Zanotta: Wie schon weiter oben erwähnt, kann die enorme Energie, die es braucht, um diesen Freeze-Zustand aufrecht zu erhalten, durch (auch imaginierte) Bewegung in aktive Selbstbehauptung und damit Kraft und Stärke transformiert werden. Aus Erstarrung und Ohnmacht hin zu Bewegung, Stärke und Kontrolle, das ist eine korrigierende Trauma heilende, auch körperliche Erfahrung.

Frage: Zu den Überlebensstrategien traumatisierter Menschen gehört die Fragmentierung und Dissoziation unerträglicher, als lebensbedrohlich empfundener Erfahrungen. Sie hinterlassen - so Ihr Ansatz - auf der somatischen Ebene tiefe und unauslöschliche Spuren. Was leistet die Ego-State-Methode für das Aufspüren und die (Re-)Integration solcher Fragmente? Welche Rolle spielen dabei Begriffe wie Pendeln und Entkopplung?


Silvia Zanotta: Zum Glück ist unser Gehirn plastisch und viele dieser Spuren reversibel. Die Ego-State-Therapie ermöglicht die Befreiung und Ermächtigung der in der Vergangenheit und in der Traumasituation verharrenden States, indem diese eine korrigierende, heilende Erfahrung machen und in die Gegenwart geholt werden, so dass sie sich beruhigen und wieder in die Gesamtpersönlichkeit integriert werden können. Wir können die Vergangenheit und Geschehenes nicht verändern, jedoch das innere Befinden. Klienten sprechen dann von „Erleichterung“ von „sich wieder ganz fühlen“. Die Begriffe „Pendeln“ und „Entkoppelung“ stammen aus der Somatic Experiencing©Traumatherapie. Beim Pendeln geht es um die Aktivierung der Selbstheilungskräfte auf somatischer Ebene. Der Klient erlebt sich als selbstwirksam, weil er vom Traumavortex ins Ressourcenerleben wechseln kann. Das Pendeln kann nicht nur auf der somatischen, sondern auch auf der kognitiven, emotionalen, gestalterischen Ebene, oder z.B. durch Veränderung der Haltung stattfinden und erfahren werden. Bei der „Entkoppelung“ werden die schlimmen mit dem Trauma verbundenen Gefühle - wie z.B. Panik - von der Verteidigungsreaktion getrennt, so dass diese ausgeführt werden kann und als Kraft und Stärke erlebbar wird, ohne dass der Klient dabei überflutet oder retraumatisiert wird.

Frage: Frei nach Milton H. Erickson „Alles zu nutzen, was hilft!“ beziehen Sie unterschiedlichste Methoden konzeptionell und praktisch in Ihre Arbeit mit ein, wie Ego-State-Therapie, Somatic Experiencing Traumatherapie, die Klopftechnik PEP , basierend auf der Prozess-und Embodimentfokussierten Psychologie u. v. m. Gibt es Grenzen und Gefahren beim Einsatz eines so weitgefassten therapeutischen Repertoires? 

Silvia Zanotta: Da jeder Mensch einzigartig ist und ich nicht wissen kann, was für ihn das Richtige ist, bin ich froh, eine breite Palette von Bewältigungsmöglichkeiten anbieten zu können. Zentral dabei ist aber, dass ich den Klienten genau dort abhole, wo er gerade ist, aufgrund seiner Reaktionen mit ihm schaue, was jetzt gerade genau für ihn passt. Außerdem muss ich mich mit den Interventionen wohl fühlen, sie müssen zu mir und meiner Art zu arbeiten passen. Ich muss genau wissen, was ich tue. Entsprechende Fortbildungen und Supervision und/oder Intervision sind obligatorisch. Wichtig dabei ist aber auch: die Ego-State-Therapie und das Fokussieren auf Körperempfindungen und - reaktionen sind wie Hypnose stets kreativ, d.h. ich darf mich auch als Therapeutin auf Überraschungen und originelle Lösungen einstellen.

Carl-Auer-Literaturhinweis: 
Silvia Zanotta: 
„Wieder ganz werden – Traumaheilung mit Ego-State-Therapie und Körperwissen" Neuerscheinung September 2018!

Fachtag „Unsere Arbeit ist ihre Kindheit“

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Der Verein „heilpädagogische Kinder- und Jugendheime Rotenburg e.V.“ veranstaltet morgen (21. 08.2018) einen Fachtag über die Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. Es geht umfolgende Fragen: 

Wie sind die Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heute in ihren Familien heranwachsen? Was benötigen sie, um sich gut zu entwickeln und eine wirkliche Chance auf Teilhabe in unserer Gesellschaft zu bekommen? Wie müssen wir vor dem Hintergrund von fundiertem Fachwissen unsere Arbeit und Konzepte gestalten, um auch langfristig hilfreich tätig zu sein?

Einrichtungsleiter Rainer Orban hat mit Ben Furman einen hochkarätigen Vortragsredner gewonnen. Der Fachtag beginnt um 9:00 Uhr in Visselhövede,  Worthstraße 9.

Carl-Auer-Literturtipps:
Matthias Ochs, Rainer Orban: „Familie geht auch anders – Wie Alleinerziehende, Scheidungskinder und Patchworkfamilien glücklich werden“
Achim Schad: „Kinder brauchen mehr als Liebe – Klarheit, Grenzen, Konsequenzen“
Matthias Müller, Barbara Bräutigam (Hrsg.): „Hilfe, sie kommen! – Systemische Arbeitsweisen im aufsuchenden Kontext“
Ben Furman: „Ich schaffs! – Spielerisch und praktisch Lösungen mit Kindern finden – Das 15-Schritte-Programm für Eltern, Erzieher und Therapeuten“


Leseprobe „Einführung in den provokativen Ansatz“

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Die Provokative Therapie, bekanntgeworden wegen ihrer humorvollen Herausforderung von Klienten, geht auf den amerikanische Psychotherapeuten Frank Farrelly  (1931-2013) zurück. Noni Höfner hat seine Methode in den letzten Jahrzehnten – zuletzt gemeinsam mit Charlotte Cordes  – zur Provokativen SystemArbeit (ProSA)®, zum Provokativen Coaching (ProCo)® und  zum Provokativen Stil (ProSt)® entscheidend weiterentwickelt. Ihr gemeinsames Buch „Einführung in den provokativen Ansatz“ stellt das Konzept vor. Gleichzeitig will es Vorurteile und Missverständnisse ausräumen, die bei vielen Menschen durch die Bezeichnung provokativ hervorgerufen werden und den Zugang zum Provokativen Ansatz erschweren.
Das Buch erscheint Mitte September 2018. Hier eine Leseprobe: 

„Dieses Buch bietet einen kurzen Abriss des Provokativen Ansatzes. Er ist aus der Provokativen Therapie entstanden, die Frank Farrelly in den 1960er Jahren entwickelt hat. Wir skizzieren, was hinter dem Provokativen Ansatz steckt, und illustrieren ihn an vier Fallbeispielen aus unserer Praxis und der von Frank Farrelly, damit Sie sich diese komplexe Vorgehensweise etwas besser vorstellen können. Wenn Sie sich ausführlicher damit beschäftigen möchten, können Sie Ihr Wissen mithilfe unserer anderen Publikationen vertiefen (Höfner 2016b; Cordes 2017). Da wir das Rad nicht neu erfinden können, lassen sich Überschneidungen zu diesen Büchern nicht vermeiden. Wir haben in den letzten Jahrzehnten aus der Provokativen Therapie die Provokative SystemArbeit (ProSA)®, das Provokative Coaching (ProCo)® und den Provokativen Stil (ProSt)® entwickelt. Im Folgenden haben wir die provokativen Vorgehensweisen der Einfachheit halber unter dem Begriff »Provokativer Ansatz« zusammengefasst, der sich in fast alle Beratungs- und Therapieformen integrieren lässt. Seit Jahrzehnten geben wir unser Wissen auf Kongressen und Vorträgen sowie in den Aus- und Weiterbildungen im Deutschen Institut für Provokative Therapie (DIP)2 weiter. Wir sind Frank Farrelly sehr dankbar für die geistigen Türen, die er uns mit seiner Provokativen Therapie geöffnet hat. Er war für uns ein unschätzbarer Lehrer und guter Freund, der während seiner Reisen durch Europa immer wieder bei uns im Haus wohnte, das er »my home away from home« nannte, und wo er unter anderem unser deftiges selbstgebackenes Schrotbrot liebte, das sich vom weichen amerikanischen Weißbrot ähnlich unterscheidet wie der Provokative Ansatz von manch anderer Vorgehensweise.“

Fortsetzung als PDF am Ende der Seite!

Carl-Auer-Literaturtipp:
E. Noni Höfner, Charlotte Cordes: „Einführung in den provokativen Ansatz“ Jetzt vorbestellen!
E. Noni Höfner: „Glauben Sie nicht, wer Sie sind!“

Kinderschutz: Neue Zahlen zu Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen

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Wenn das Jugendamt Kinder und Jugendliche in Obhut nimmt, liegt gewöhnlich bereits ein langer Leidensweg hinter ihnen. 61 383 Fälle gab im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt. Im Jahr davor war die Zahl deutlich höher: 2016 waren es 84 230 Fälle. Das lag vor allem an der Anzahl unbegleiteter Flüchtlinge, die auch in der Statistik auftauchen: 2016 waren es fast 45 000, 2017 nur noch halb so viele, meldet die Süddeutsche Zeitung.

Henrike Roßbach merkt  in ihrem Kommentar dazu an: „Doch sind die eigentlichen Dramen die Fälle, in denen niemand klingelt, von denen man erst erfährt, wenn es zu spät ist. Schnell ist dann von Behördenversagen die Rede, und für kurze Zeit sind auch schon mal die teils absurd hohen Fallzahlen ein Thema, die viele Jugendamtsmitarbeiter auf ihren Schreibtischen liegen haben. Natürlich gibt es persönliches Versagen. Und es werden sich niemals alle Familiendramen verhindern lassen. Dennoch müssen die Jugendämter besser ausgestattet werden, mit Personal und Geld. Jedes Kind, das nicht in der Statistik auftaucht, ist es wert.“

Die Lesetipps empfehlen drei Titel, die neue Wege der Krisenintervention einschlagen: Das niederländische Modell von Justine van Lawick und Margreet Visser, „Kinder aus der Klemme“, wird inzwischen u. a. in einem Berliner Pilotprojekt erfolgreich umgesetzt. Frank Früchtel und Erzsébet Roth stellen den erweiterten „Familienrat“ vor. Er könnte vielfach eine innovative und sinnvolle Alternative zur Inobhutnahme von Kindern durch die Jugendämter sein. Brigit Theresa Koch hat ein Buch herausgegeben, das die Lage von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Anlässen betrachtet und zu entsprechend differenzierten Lösungsangeboten kommt.

Carl-Auer-Litertaurtipps:
Birgit Theresa Koch (Hrsg.): „Junge Flüchtlinge auf Heimatsuche – Psychosoziales und pädagogisches Handeln in einem sensiblen Kontext“
Justine van Lawick, Margreet Visser: „Kinder aus der Klemme –Interventionen für Familien in hochkonflikthaften Trennungen“ 
Frank Früchtel, Erzsébet Roth: „Familienrat und inklusive, versammelnde Methoden des Helfens“

Leseprobe: „Ich schaffs!“ in der Schule (Neuerscheinung September 2018)

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Das Erleben von kompetenter Selbstwirksamkeit stärkt jeden Menschen. „Ich schaffs!“, das Motivationsprogramm des finnischen Kinderpsychiaters Ben Furman, hat in vielen Bereichen der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen begeisterte Aufnahme gefunden. Thomas Hegemann und Birgit Dissertori-Psenner haben gemeinsam mit 21 weiteren Fachautoren erstmals den Einsatz des Erfolgsprogramms für die Schule adaptiert und auf die spezifischen Anforderungen im Kontext von Wissensvermittlung leicht nachvollziehbar zugeschnitten. So entstand ein stufenweise aufgebautes Angebot systemisch  lösungsfokussierter Motivationen und Kommunikationen, praxisnah erläutert und in sämtlichen Schulformen anwendbar.

„‚Ich schaffs!' ist eine praktische Anwendung zur Umsetzung des lösungsfokussierten Ansatzes in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Was ist Lösungsfokussierung? Lösungsfokussierung ist ein von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg ursprünglich als Solution Focused Brief Therapy (SFBT) entwickelter Beratungs- und Therapieansatz (de Shazer 2008, 2010; de Shazer a.Dolan 2008, de Jong a. Berg 2010). Er bündelt die Aufmerksamkeit aller Gesprächsteilnehmer konsequent darauf, dass Probleme als Hinweise auf zu erlernende Fähigkeiten anzusehen sind, dass wir alle an der Weiterentwicklung unsere Fähigkeiten arbeiten können, seien es psychische, soziale oder körperliche Fähigkeiten, und dass wir in Kooperation mit anderen Menschen besser lernen können. Auf diese Weise können für als »problematisch« angesehene Ist-Zustände zuerst mehr Handlungsmöglichkeiten gedacht und später umsetzbar werden."

Mehr erfahren Sie in der Leseprobe am Ende der Seite!

Carl-Auer-Literaturtipp: 
Thomas Hegemann, Birgit Dissertori Psenner (Hrsg.): „‚Ich schaffs!' in der Schule – Das lösungsfokussierte 15-Schritte-Programm für den schulischen Alltag“ 


Erste Stimme zum neuen Buch „Dissoziales Handeln von Kindern und Jugendlichen“

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Roland Schleiffer diskutiert in  „Dissoziales Handeln von Kindern und Jugendlichen“  entwicklungspathologische Perspektiven, die die Entstehung des Störungsbildes erklären können. Hier treten vermehrt Wirkungszusammenhänge der sozialen Systeme in den Fokus, in denen die Betroffenen sich bewegen. Die Problematik der Kinder und Jugendlichen – so Schleiffers therapeutische Erfahrung – besteht zumeist in einer unsicheren kommunikativen Adressierung. Fallbeispiele zeigen, wie etwa Jugendliche dissoziales Verhalten gezielt einsetzen, um die Aufmerksamkeit und ihrer personalen Umwelt zu erzwingen.

Das neue Buch von Roland Schleiffer  erscheint im September. Manfred Mickley hat das Manuskript vorab gelesen und kommt zu dieser Einschätzung:

„Das gesamte Buch kann in seinem wesentlichen Beitrag als ein Reframing dissozialer Handlungen betrachtet werden. Dadurch sticht es von anderen Arbeiten zu diesem Thema hervor und kann im Sinne einer Provokation neue Sichtweisen hervorrufen.“
(Demnächst in „Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie“)

Ein Textauszug aus Roland Schleiffers Buch am Ende der Seite!

Carl-Auer-Literaturtipps: 
Roland Schleiffer: „Dissoziales Handeln von Kindern und Jugendlichen“ Neuerscheinung im September!
Michael Buscher, Klaus Hennicke: „Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung“
Wilhelm Rotthaus: „Suizidhandlungen von Kindern und Jugendlichen“

Leseprobe: „Jungen fördern in der Schule“ von Reinhard Winter

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Reinhard Winter greift  ein heikles Thema auf: Jungen gelten seit Jahren als „Bildungsverlierer“. Das haben zahlreiche Studien belegt, geändert hat sich an den Schwierigkeiten von Jungen in der Schule dennoch wenig. Einen Hauptgrund für die unbefriedigende Situation sieht Winter in der unzureichenden Ausbildung der Lehrkräfte bei Jungen betreffenden Themen. Hier will der Autor Abhilfe schaffen, indem er das Verständnis für das spezifisch Männliche von Jungen schärft und Lehrkräften differenzierte Kriterien für das eigene Handeln und die Beziehungsarbeit mit Jungen anbietet. Letztlich, so Winters Überzeugung, wird davon die Qualität des Unterrichts insgesamt profitieren.

Probleme von und mit Jungen in der Schule sind nicht angeboren, so die Grundannahme von Reinhard Winter. In „Jungen fördern in der Schule“, dem neuen Spickzettel für Lehrer  schreibt Winter: 

„Jungen in ihrem Männlichwerden und -sein zu unterstützen ist Aufgabe aller Erziehenden, auch und gerade der Schule. Davon, dass diese Aufgabe erfüllt wird, ist wenig zu sehen. Nach über 30 Jahren Fachdiskussionen über Jungen und Jungenpädagogik ist es erstaunlich, wie wenig davon in der pädagogischen Praxis erkennbar ist. Immer wieder zeigt man sich dort überrascht, was für eine Bedeutung die Arbeit mit Jungen hat und dass man darauf konzeptionell reagieren müsste. In nur wenigen Schulen arbeiten die Lehrkräfte jungenbezogen reflektiert und mit diesbezüglich ordentlicher Qualität – abhängig von eher zufälligen personellen Ressourcen, Interessen und individuellen Vorlieben. Oft wird schon ein Bedarf an Jungenpädagogik geleugnet oder nach dem Motto »Wir behandeln alle gleich« unterschlagen."
Leseprobe am Ende der Seite!

Carl-Auer-Literaturtipps:
Reinhard Winter: „Jungen fördern in der Schule“ Neuerscheinung!
Anton Hergenhan: „Wenn Lukas haut –Systemisches Coaching mit Eltern aggressiver Kinder“
Roland Schleiffer: „Dissoziales Handeln von Kindern und Jugendlichen“ Neuerscheinung!

Leseprobe: „Neue Wege im Sand – Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie“

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„Neue Wege im Sand – Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie“ verbindet zwei therapeutische Ansätze, die auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Herausgeber Wiltrud Brächter und Bernd Reiners sehen die besondere Stärke der systemischen Therapie in der sprachlichen Darstellung und Klärung psychosozialer Beziehungen, wohingegen das Sandspiel einen Zugang zu Gefühlen und Lebenserfahrungen  jenseits der Sprache eröffnet. Deshalb können tabuisierte und dissoziierte Anteile dabei leichter einen Ausdruck finden als in der systemischen Therapie. Es erschien den Herausgebern folgerichtig, die beiden in der Praxis wirksamen Ansätze zusammenzuführen und zu überprüfen, ob sie sich wechselseitig nicht nur ergänzen, sondern sogar positiv verstärken.

Das in wenigen Tagen erscheinende Buch von Wiltrud Brächter und Bernd Reiners gibt zunächst einen Überblick über die Geschichte des therapeutischen Sandspiels: „Die Sandspieltherapie geht auf die britische Kinderärztin und Psychotherapeutin Margaret Lowenfeld (1890–1973) zurück, die sich als eine der ersten für die therapeutische Bedeutung des Spiels im Prozess der Selbstentwicklung von Kindern interessierte (Lowenfeld 1935, 1939, 1969). Dabei beschrieb sie eine Ebene präverbalen Erlebens, die dem Spracherwerb vorausgehe und auch im Erwachsenenleben weiter fortbestehe. Lowenfeld ging davon aus, dass Kinder einen großen Teil ihres Erlebens sprachlich nicht kommunizieren können. Auf der Suche nach einem Medium, das ihnen dies erleichtern könnte, entstand die Therapieform des Sandspiels.

Weiterlesen in der Leseprobe am Ende der Seite!

Carl-Auer-Literaturtipps:
Wiltrud Brächter, Bernd Reiners (Hrsg.): „Neue Wege im Sand – Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie“ Neu!
Wiltrud Brächter: „Geschichten im Sand – Grundlagen und Praxis einer narrativen systemischen Spieltherapie“
Wiltrud Brächter (Hrsg.): „Der singende Pantomime – Ego-State-Therapie und Teilearbeit mit Kindern und Jugendlichen“

Am 5. September ist Welt-Kopfschmerztag

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Der Welt-Kopfschmerztag am 5. September rückt Strategien zur Schmerzbewältigung in den Blick der Öffentlichkeit. Das Schmerzempfinden schützt uns als lebenswichtiges Warnsignal vor Gefahren. Doch chronische Schmerzen haben den Charakter des Warnsignales verloren und gelten heute als eigenständiges Krankheitsbild (Chronisches Schmerzsyndrom), unter dem laut offiziellen Schätzungen 15 Millionen Menschen in Deutschland leiden. Die WHO zählt Migräne zu den am stärksten beeinträchtigenden Kopfschmerzformen, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind, wie Männer. Bisher sind die Ursachen von Migräne nicht vollends geklärt. 

Chronische Schmerzen können den Betroffenen ihre Lebensfreude rauben und einen normalen Alltag unmöglich machen. Zu den häufigsten chronischen Schmerzen gehören Kopf-, Rücken-, Tumor- und Gelenkschmerzen. 

Die Psyche reagiert auf Schmerzen mit starken Emotionen, z. B. mit Angst, Ärger oder Trauer. Diese können Verhaltensanpassungen herbeiführen, etwa ein Vermeidungs- oder Schonverhalten, das den Heilungsprozess begünstigen kann.  Laut Deutscher Schmerzliga gibt „es kein Allheilmittel gegen chronische Schmerzen. Welches Verfahren zur Behandlung einer speziellen Schmerzform geeignet ist, muss individuell und auf Basis einer umfassenden Untersuchung entschieden werden.“ 

Im Programm des Carl-Auer Verlags nehmen Bücher zur Schmerztherapie einen breiten Raum ein.
Hier einige Leseempfehlungen:

Michael Dobe, Boris Zernikow: „Rote Karte für den Schmerz – Wie Kinder und ihre Eltern aus dem Teufelskreis chronischer Schmerzen ausbrechen“
Andrea Kaindl: „Chillen unterm Sorgenbaum – Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen“
Mark P. Jensen: „Hypnose bei chronischem Schmerz – Ein Behandlungsmanual“
Maggie Phillips: „Chronische Schmerzen behutsam überwinden – Anleitungen zur Selbsthilfe“


Leseprobe: Dissoziales Handeln von Kindern und Jugendlichen

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In der Carl-Auer-Reihe „Störungen systemisch behandeln“ erscheint in Kürze das neue Buch von Roland Schleiffer: „Dissoziales Handeln von Kindern und Jugendlichen“. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist immer eine Herausforderung. Deviantes Handeln erfordert oft einen besonders hohen Interventionsbedarf, da es großes Leid nicht nur für andere, sondern vor allem für die Kinder und Jugendlichen selbst zur Folge hat. Zudem lehnen sie psychotherapeutische Hilfsangebote in aller Regel ab.

Diese und andere Beobachtungen führten den Autor zu einer systemtheoretisch fundierten funktionalen Analyse des Sachverhalts und eröffneten somit neue Ansätze für die therapeutische Praxis. Schleiffer fand heraus, dass die Kinder und Jugendlichen sich in der Kommunikation als nicht ausreichend sicher adressiert fühlen. Dieses selbstwerteinschränkende Problem versuchen sie zu lösen, indem sie die normativen Erwartungen der Gesellschaft systematisch enttäuschen und so ihre Adressierung rücksichtslos erzwingen.

Die Einsicht in dieses grundlegende  Kommunikationsmuster ermöglichte es Schleiffer, nach Problemlösungsstrategien Ausschau zu halten, die dissozialem Handeln funktional äquivalent sind, die aber im Vergleich dazu mit weniger Nachteilen verbunden sind.

In seiner Einleitung schildert Schleiffer folgenden Fall:

„Axel war bereits bei der Einschulungsuntersuchung aufgefallen. Die Schulärztin hatte seinerzeit bei dem Jungen die Diagnose „leichte frühkindliche Hirnschädigung“ gestellt. Diese Diagnose stützte sich auf die Anamnese, die durch eine Risikoschwangerschaft, eine vorzeitige Geburtseinleitung und eine in der Neugeborenenzeit notwendig gewordene Intensivbehandlung belastet war, sowie auf Symptome einer zentralen Koordinationsstörung, einer Störung der visuellen Wahrnehmung und der visuomotorischen Koordination wie auf eine deutliche Verminderung der Konzentrations- und Merkfähigkeit. Der Junge wurde in den folgenden Jahren regelmäßig schulärztlich und sozialpädagogisch betreut.

Im 2. Grundschuljahr wurde ein Sonderschulaufnahmeverfahren in Gang gesetzt. Axel wurde daraufhin wegen „erheblicher Verhaltensstörungen, neurogener Teilleistungsschwächen und generalisierter Lernstörung“ in die Sonderschule für Erziehungshilfe umgeschult. Bei der seinerzeit durchgeführten psychologischen Untersuchung erreichte der Junge im Intelligenztest ein insgesamt unterdurchschnittliches Ergebnis. Seine sprachfreie Intelligenz wurde als knapp durchschnittlich eingeschätzt. Er zeigte besondere Schwächen im Bereich des rechnerischen Denkens, beim Kurzzeitgedächtnis, im Bereich der praktischen Urteilsfähigkeit und bei der visuomotorischen Koordination. Es habe eine Artikulationsstörung bestanden. Axels deutliche emotionale Unausgeglichenheit und seine geringe Frustrationstoleranz wurden damals durch die schwierige familiäre Situation“ erklärt.“

Mehr in der Leseprobe am Ende der Seite! 

Carl-Auer-Literaturhinweise:
Roland Schleiffer:  „Dissoziales Handeln von Kindern und Jugendlichen“
Michael Buscher, Klaus Hennicke: „Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung“

Zum 90. Geburtstag von Humberto Maturana

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Am 14. September 2018 wird der chilenische (Neuro-)Biologe und Philosoph Humberto Maturana 90 Jahre alt. Bereits während seines Studiums richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Organismus und dessen Umwelt. Ihr Verhältnis zueinander führte ihn zu zentralen Fragen der Erkenntnisfähigkeit des Menschen: Was ist „Kognition“ als biologisches Phänomen? Welche Eigenschaften muss ein System besitzen, damit man es als wahrhaft lebend bezeichnen kann? Können wir klar zwischen lebenden und nicht lebenden Systemen unterscheiden? Maturanas ‚Antworten‘ enthielten genügend Zündstoff, um vertraute Sichtweisen und liebgewonnene Hypothesen zu revolutionieren. So ebnete Maturana dem radikalen Konstruktivismus als erkenntnistheoretisches Modell den Weg. Seine Arbeiten hatten großen Einfluss unter anderem auf Heinz von Foerster und Niklas Luhmann.

Aus Anlass eines früheren Geburtstags Humberto Maturanas veröffentlichte Fritz B. Simon im September 2011 in „Simons Kehrwoche“ eine sehr persönliche Würdigung: 

„Grund, ihm hier und auf diesem Wege nicht nur zu gratulieren, sondern auch, ihn und sein Werk hymnisch zu besingen. Denn ich finde, dass sein Beitrag zur Entwicklung des systemischen Denkens bahnbrechend war, und in seiner Wirkung wahrscheinlich wichtiger als der von Niklas Luhmann: Viele der (auch für die Arbeit Luhmanns in den letzten 20 Jahren seines Lebens) zentralen Konzepte und Denkfiguren stammen von Maturana.
Das bezieht sich zunächst einmal auf das Autopoiese-Modell, durch das m. E. das Verständnis von Lebensprozessen bzw. all der Prozesse, die Leben voraussetzen (psychische und soziale Prozesse), sich radikal verändert hat.
Untrennbar damit verbunden sind die daraus abgeleiteten Konzepte der operationalen Schließung, der Sturkturdeterminiertheit, der strukturellen Kopplung, der Perturbation, der Unmöglichkeit instruktiver Interaktion, der Konversation, des struturellen Driftens, des Verständnisses der Funktion von Kommunikation als Koordination von Handeln, der Sprache als Koordination der Koordination von Handeln und vieler mehr.
Ohne all diese Konzepte wären Konstruktivismus und Systemtheorie heute nicht auf dem Stand, der sie so erfolgreich macht. Auch wenn Maturana nie damit einverstanden war, wie Niklas Luhmann sein Autopoiese-Konzept verwendet, so wäre die Luhmannsche Systemtheorie heute sicher nicht so interessant, wie sie ist (und ich bin im Blick auf die Verwendung des Autopoiese-Begriffs hier ganz auf Luhmanns Seite).
Es ist höchste Zeit, dass Humberto von all seinen Epigonen (zu denen ich mich durchaus rechne) angemessen anerkannt und gewürdigt wird. Er ist einer der sprichwörtlichen Riesen, auf deren Schultern wir stehen, so dass wir – falls wir denn wirklich weiter sehen sollten als sie – dies allein ihrer Größe verdanken. (Beruhigend ist für uns alle, die wir uns da auf seinen Schultern versammeln, dass Luhmann auch da steht – und das ist ja keine schlechte Gesellschaft).“

Bei Carl-Auer erschienen:
Humberto Maturana, Bernhard Pörksen: „Vom Sein zum Tun – Die Ursprünge der Biologie des Erkennens“

Dazu noch eine Liveaufnahme von Humberto Maturana auf dem science l fiction Kongress 1996 in Heidelberg. Viel Spaß dabei!

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Dalai Lama in Heidelberg

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Ist Seine Heiligkeit der Dalai Lama der fünfte Beatle?

Jedenfalls erinnerten schon manche Reaktionen auf sein Erscheinen in der Öffentlichkeit an die Auftritte der Beatles oder der Rolling Stones in den 60ern, die regelmäßig von ohrenbetäubendem Gekreische begleitet wurden. Der Dalai Lama ist kein Popmusiker. Aber sein Erscheinen übermorgen in Heidelberg bildet immerhin den Auftakt zum International Science Festival. Eine Assoziation zum Pop liegt da allein durch die Charakterisierung als Festival durchaus nahe. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass es, wenn der Dalai Lama anhebt zu reden, im Auditorium schnell still werden wird. Am 20. September wird der Dalai Lama auf Einladung des DAI in Heidelbergs Stadthalle gastieren, u.a. zu einem Gespräch mit der Hirnforscherin Prof. Dr. Hannah Monyer, dem Altersforscher Prof. Dr. Andreas Kruse und dem Astrophysiker Prof. Dr. Matthias Bartelmann. Wer sich seriös vorbereiten möchte, dem sei ein Buch eines ausgewiesenen Buddhismus-Experten anempfohlen, der sich auch in anderen Wissensbereichen bestens auskennt und hier spannende Bezüge aufzeigt:

Werner Vogd: Welten ohne Grund. Buddhismus, Sinn und Konstruktion.
Bernhard Pörksen über dieses Buch: „Selten wurde so klug und frei von banaler Esoterik über die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität geschrieben.“

Organismus, Psyche, soziale Systeme - oder Ich, Du und die anderen ... ? Zur DGSF Tagung in Oldenburg

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Für das jährliche Großereignis des größten Dachverbandes systemischer Forschung, Therapie und Beratung könnte man tippen: Version 1. Da sind drei Kernbegriffe systemischer Konzeptbildung angesprochen. Es fehlen Umwelt, Kopplung, Autopoiesis u.a., aber die erschließen sich ja aus der Verwendung der anderen, wenn man systemtheoretisch unterwegs ist - und umgekehrt.

Über der Tagung titelt aber Version 2. . Das macht durchaus Sinn. Es sind ja diese „alten“ Begriffe Ich, Du, der Andere, die über die lange Tradition philosophischen Denkens in die neueren Wissenschaften hineingeflossen sind, bis hin zu Psychologie und Gesellschaftstheorie. Das hatte und hat große Auswirkungen – allerdings auch problematische – in der Praxis von Beratung, Konsultation, Psychotherapie und deren Verwandten.

In jedem Fall hält die Verwendung der klassischen Begrifflichkeit aber den Anschluss an die fundamentalen Fragen menschlichen Daseins, wie sie sich seit Jahrtausenden immer aufs Neue ergeben, und damit den Anschluss an viele daraus erwachsene Konzepte, wie viel oder wenig hilfreich diese auch sein mögen. Im Kern geht es ja genau darum: Besser leben in allen Bezügen: Ich, Du, und die Anderen.

War aber nicht der systemic turn einer, der diesen Fragen andere Fundamente unterlegen wollte – oder eigentlich: gar keine Fundamente, sondern ständige Aktivität des Unterlegens, Operierens, Schließens und Koppelns; kurz: die Idee der Autopoiesis und der Leitunterscheidung von System und Umwelt? Verstehen sich von dort her Ich, Du und die Anderen völlig neu? Oder etwa nicht?

Die Tagung verspricht, dazu spannenden Dissens und neue, hilfreiche Irritationen zu bieten. Es ist zu hoffen und durchaus zu erwarten, dass der Blick auch dorthin geht, wo noch ganz andere Impulse herströmen. Ideen, die sich in professioneller Praxis mehr als bewährt haben – wie etwa Ego-State-Therapie, PEP und körperorientierte Konzepte und Methoden. Innovation ist keine Einbahnstraße, sondern gleicht oft eher einem Verkehrsprojekt im Bau mitten in der Rush Hour. Hier Sorge zu tragen, dass keine Einbahnstraßen daraus gebastelt werden, ist nicht leicht – aber unverzichtbar. Die DGSF kümmert sich auch darum. So let´s jazz.

James March im Alter von 90 Jahren verstorben

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Am vergangenen Wochenende verstarb James March im Alter von 90 Jahren. Mit ihm ist ein Denker und Forscher von uns gegangen, der ohne Zweifel einer der Riesen war, auf dessen Schultern heutige Organisationsforscher und Managementdenker stehen. „Wie kaum ein Zweiter hat er die Theorie des Entscheidens geprägt und dadurch nicht nur die heutige Organisationstheorie maßgeblich beeinflusst, sondern auch beständig kreative Anstöße für Management- und Beratungsansätze geliefert“, so Torsten Groth über James March im Vorwort zu dessen Buch „Zwei Seiten der Erfahrung“.

James March war als breit aufgestellter Gelehrter zugleich Ökonom, Politologe und Soziologe sowie – was weniger bekannt ist – ein Dichter. In den sechs Jahrzehnten seines Wirkens blieb er ein strenger Empiriker und genauester Beobachter alltäglicher Entscheidungsprozesse. March war in der Lage, aus seinen Beobachtungen komplexer Entscheidungslagen verständliche Konzepte (wie z. B. das Garbage-Can-Modell) abzuleiten, ohne sie in zu simple und letztlich nutzlose Rezepte und Ideen des rationalen Entscheidens zu pressen. Die Frage, wie in Unsicherheit und Risiko vorübergehend Sicherheit und Entscheidungsfindung möglich werden, ohne der Illusion zu verfallen, man sei an einem ewig sicheren Ende angekommen, wird stets aufrecht erhalten. „Das tagtäglich erfahrbare Chaos in Organisationen mitsamt den Storys und Klatschgeschichten über Entscheidungsprozesse wird in die Forschung integriert und in seiner Funktionalität aufgewertet“, schreibt Torsten Groth über die durchaus auch provokanten Folgen des Ansatzes von James March und seiner Kollegen. Die Idee einer Wahlrationalität wird heftig durchgeschüttelt, und ihre zu schlichten Bewunderer gleich mit.

James March wird dem Feld der Organisations- und Managementtheorie genauso sehr fehlen wie all jenen, die erfahren haben, welch gute Auswirkungen seine Ideen und Forschungen für die tägliche Praxis von Führen und Entscheiden haben. James Marchs Mut zum Querdenken, seine enorme Erfahrung im Feld der Organisationstheorie, und nicht zuletzt sein Sinn für Humor bleiben glücklicherweise über seine Publikationen zugänglich. Ein Ersatz für ihn und für das, was er noch zu geben gehabt hätte, werden sie nie sein können. Wir trauern um einen ganz Großen.

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